Internationaler Förderverband zum Einsatz des Wasserbüffels als Landschaftspfleger in Europa e.V. (IFWL)


Nutzung des Wasserbüffels bei extensiver Beweidung von Feucht- und Moorstandorten, Naturweiden und Brachland


Prof. Dr. Hilmar Zeigert, Peter Biel


Vorkommen des Wasserbüffels im Pleistozän, sein Verschwinden aus Europa und seine Rückkehr


Während des Pleistozäns erstreckte sich das Verbreitungsgebiet des Wasserbüffels von Asien bis nach Europa. In der vor der letzten Eiszeit liegenden Warmzeit, dem Eem-Interglazial, war der Büffel vor etwa 125 000 Jahren auch in Mitteleuropa verbreitet. Hier herrschten etwas kühlere Sommer, aber mildere Winter als heute. An hohe Jahresdurchschnittstemperaturen ist der Wasserbüffel nicht gebunden (Koenigswald, 2001). Für das Verschwinden der warmzeitlichen Fauna aus Mitteleuropa gibt es mindestens zwei unterschiedliche Theorien:

Vertreter der Overkill-Hypothese machen den jagenden Eiszeitmenschen für das Aussterben einer Vielzahl der Großtierarten verantwortlich. Davon waren in der Mehrzahl die großen Pflanzenfresser betroffen (Bunzel-Drüke 2000).

Die Klimahypothese beinhaltet als Ursache die wechselnden klimatischen Veränderungen, etwa gleichzeitig mit dem Einwandern der kaltzeitlichen Fauna (Koenigswald, 2001).

Nach dem Aussterben des Wasserbüffels in Europa schrumpfte sein Verbreitungsgebiet auf Indien, Indonesien und Südostasien. Dort wurde der Asiatische Büffel (Bubalus) in unterschiedlichen Zeiträumen und Regionen etwa 7000 v. - 5000 v. Chr. domestiziert. (Zachariev et al,1986, Aleksiev, 1997). Von den Untergattungen des Asiatischen Büffels ist nur der Indische Wildbüffel (Bubalus arnee) domestiziert worden. Von diesem stammen alle heutigen Hausbüffeltypen und -rassen ab. Er erhielt die Bezeichnung Wasserbüffel (Bubalus bubalis). Diese begründet sich auf seine Domestikation und anfängliche Verbreitung in vorwiegend Fluss-, Schilf- und Sumpfregionen sowie auf seine Vorliebe zu Wasser- und Sumpfaufenthalten in warmen Klimaten. Die Verbreitung des Wasserbüffels aus seinen Domestikationsgebieten erfolgte vor allem in Süd- und Südostasien und von dort aus in Südamerika, im Nahen Osten, in den Kaukasusländern und anderen Ländern des asiatischen und amerikanischen Kontinents.

Schließlich kam der Wasserbüffel im 6. bis 12. Jahrhundert nach Chr. auf verschiedenen Wegen wieder nach Europa zurück (Maymone, 1943; Aleksiev, 1999). Seine Ansiedlung erfolgte in Italien, in Bulgarien, Rumänien und in allen anderen Balkanländern, wo er seit Jahrhunderten bis zur Gegenwart gehalten und gezüchtet wird.

In jüngster Zeit haben Italien, Bulgarien und Rumänien auf die Verbreitung der Wasserbüffelhaltung in anderen Ländern Europas, in denen diese bisher nicht existierte, einen zunehmenden Einfluss.


Bisher kaum bekannte Wasserbüffel kommen auch nach Deutschland

Ab Anfang der 80er Jahre haben in Deutschland einzelne Hobbyzüchter und Landwirte mit der Haltung von Wasserbüffeln begonnen. Sie erwarben die ersten Tiere aus Tierparks oder von Züchtern aus Rumänien.

Seit Beginn bis Mitte der 90er Jahre ist auch in einigen westeuropäischen Ländern, in denen die Büffelhaltung bisher ebenfalls nicht bekannt war, ein zunehmendes Interesse an der Einfuhr und Verbreitung von Wasserbüffeln festzustellen. Zu diesen Ländern gehören Großbritannien, Frankreich, Spanien, Portugal, Luxemburg und die Schweiz.

Auch in Deutschland beginnt seit dieser Zeit das Interesse am Aufbau der Büffelproduktion zu wachsen.

Ursache dafür sind zunehmende Erkenntnisse und Erfahrungen über die hervorragenden Eigenschaften und Vorzüge des Wasserbüffels für seine ökonomisch vielseitige Nutzung, vorwiegend unter ökologischen, extensiven Produktionsbedingungen. Noel Vietmeyer, Leiter und Mitautor der Wasserbüffelstudie des amerikanischen Forschungsrates, bezeichnet den Wasserbüffel als "... das eindrucksvollste landwirtschaftliche Nutztier der Erde ..... mit Zukunft" (Vietmeyer, 1989).

Erste deutsche Erfahrungen bestätigen die vielfältigen internationalen Erkenntnisse über die hervorragende Akklimatisationsfähigkeit des Wasserbüffels, die seine extensive Haltung auch unter deutschen Klima- und Haltungsbedingungen ausgezeichnet ermöglichen (Ortmann,1997, Gebendörfer,1999; Zeigert, 2000a, 2000b, 2001a, 2001b, 2002a, 2002b; Biel, 1998 bis 2012; Thiele, 2000a, 2000b, 2002; Holst, 2001 und andere).

Mehr noch - seine anatomischen und verdauungsphysiologischen Besonderheiten im Vergleich zum modernen Rind machen diesen robusten Allrounder besonders für die extensive Beweidung von Feucht- und Moorgrünland, Brachland und nicht zuletzt von Natur- und geschützten Landschaften geeignet. Unter diesen Bedingungen, die für das Rind ungeeignet sind, setzt der Wasserbüffel billiges und zum großen Teil geringwertiges Futter in eine qualitativ hochwertige Milch- und Fleischproduktion um.

2010 gab es in Deutschland über 2500 Wasserbüffel (HIT), die von einzelnen Hobbyzüchtern, in der Mehrzahl aber in landwirtschaftlichen Betrieben, in Herdengrößen von etwa 40, 90 und über 150 Tieren gehalten werden. Die noch relativ geringe Population verteilt sich mittlerweile auf zahlreiche Betriebe in allen Bundesländern in Deutschland mit Ausnahme von Bremen und Hamburg. Ende des Jahres 2012 wurde ein Bestand von über 3000 Tieren registriert.

In 1999 wurde der Deutsche Büffel-Verband e. V. (DBV) in Wardenburg bei Oldenburg in Niedersachsen gegründet. Der heutige Sitz seiner Geschäftsstelle befindet sich in Chursdorf in Sachsen. Dieser Verband unterstützt den Aufbau und die Verbreitung der Wasserbüffelzucht in Deutschland durch Beratung und Öffentlichkeitsarbeit, Vermittlung der Einfuhr von Zuchttieren und Vertretung der Interessen seiner Mitglieder im In- und Ausland. Präsident des Verbandes ist zurzeit Manfred Thiele.


Biologische Eigenschaften und Besonderheiten des Wasserbüffels

Die Besonderheiten und Vorzüge des Wasserbüffels im Vergleich zum modernen Rind bestehen in seiner Robustheit und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten, in seiner guten Akklimationsfähigkeit gegenüber unterschiedlichen Klima- und Umweltbedingungen, in seiner ausgesprochenen Genügsamkeit in der Haltung und Fütterung, sowie nicht zuletzt in seiner Langlebigkeit und einer damit verbundenen langen Nutzungszeit.

Der Wasserbüffel besitzt auf Grund der anatomischen und physiologischen Besonderheiten seines Verdauungssystems die Fähigkeit, große Mengen an Grobfutter und minderwertigem Futter wie Stroh und geringwertigem Heu sowie Wasser- und Sumpfpflanzen wie Schilf, Binsen, Ampfer und Sauergräsern aufzunehmen und daraus Nährstoffe zu gewinnen, die für das Rind nicht aufnehmbar und nicht erschließbar sind.

Durch die höhere Verdaulichkeit von organischen Stoffen, Trockensubstanz und Rohfetten sowie der Gesamtmenge an Kohlehydraten erreicht der Wasserbüffel eine insgesamt bessere Futterumwandlung in Energie (Peeva, 1993). Aus diesem Grunde ist dieser als "Verdauungskünstler" für eine extensive Haltung mit kärglicheren Futterbedingungen, die für Rinder nicht geeignet sind, prädestiniert.

Hinzu kommt, dass der Wasserbüffel im Vergleich zum Rind breitere Klauen und Zwischenklauenspalten sowie eine weichere Fessel besitzt, die ihm einen sicheren und elastischen Tritt für die Beweidung von feuchten und sumpfigen Grünlandstandorten ermöglichen.

Dabei wird in Kauf genommen, dass der Wasserbüffel auf Grund seiner genetischen Veranlagung im Vergleich zum modernen Rind eine geringere Mengenleistung an Milch- und Fleischproduktion sowie eine geringere Reproduktionsleistung erbringt. Allerdings zeigen erste Kontrollergebnisse, dass deutsche Büffelhalter höhere Leistungen ihrer Tiere als die in der internationalen Literatur angegebenen Werte erreichen (Thiele, 2002; Biel, 2003 bis 2012).

Die produktive Überlegenheit des Wasserbüffels gegenüber dem Rind besteht vor allem in dem ernährungsphysiologisch höheren Gehalt an besonders wertvollen Inhaltsstoffen der Büffelmilch und des Büffelfleisches, in ihrem hohen Gesundheitswert und ihren hervorragenden qualitativen Eigenschaften zur Herstellung von Spezialitäten und Delikaterzeugnissen für die Bedienung von Marktnischen.

So enthält die Büffelmilch von Kühen der in Europa beheimateten Rassen des Flussbüffeltyps mit durchschnittlich 7.8 % im Vergleich zur Rindermilch einen etwa doppelt so hohen Milchfettgehalt, einen höheren Gesamteiweißgehalt (Zankova, 2000) sowie einen höheren Gehalt an essenziellen Aminosäuren, ungesättigten Fettsäuren und Lactose (Dimitrov, 2000). Durch den höheren Gehalt an Trockensubstanz, Fett, Eiweiß und Lactose hat die Büffelmilch im Vergleich zur Rindermilch einen höheren Energiegehalt von 130-165 J pro 100g Rohmilch (Hanke/Neubert in: Legel, 1990). Außerdem enthält die Büffelmilch einen höheren Vitamin- und Mineralstoffgehalt als Rindermilch (Zachariev et al., 1986).

Von großer Bedeutung für eine gesunde menschliche Ernährung ist der um etwa 70,5 % niedrigere Cholesterolgehalt der Büffelmilch im Vergleich zur Rindermilch sowie ihre gute Verträglichkeit für Rindermilch-Allergiker (Praxisstudie Dr. Theodor Binder/Rita Biel, 1999).

Außerdem besitzt die Büffelmilch im Vergleich zur Rindermilch sowie Schaf- und Ziegenmilch die geringste Belastung an radioaktiven Elementen (Boikovski/Zankova, 1999).

International bekannt für die hohe Qualität der Erzeugnisse aus Büffelmilch sind die vorwiegend im Süden Italiens original hergestellten Mozzarella- und Ricotta-Käsearten, die sich auch bei deutschen Verbrauchern einer großen Beliebtheit erfreuen. Diese und andere Büffelmilchspezialitäten werden inzwischen auch in deutschen Büffelproduktionsbetrieben hergestellt, von denen sie direkt vermarktet werden.

Das Büffelfleisch hat im Vergleich zu Rindfleisch einen höheren biologischen Nährwert, einen höheren Mineralstoff- und Vitamingehalt und ist zarter (Zachariev et al, 1986; Dimov 1999). Es enthält 40 % weniger Cholesterol, 55 % weniger Kalorien, 11 % mehr Eiweiß und 10 % mehr Mineralstoffe (Cripe, 1999, zit. von Boikovski, 2000). Deutsche Untersuchungsergebnisse weisen ähnliche Ergebnisse mit einem noch niedrigeren Cholesterolgehalt auf. Sie bewerten das untersuchte Büffelfleisch als ein hochwertiges und arteigen schmeckendes Fleisch mit einer wildaromatischen Note (Trebling, 1999).

Eine weitere hervorragende Eigenschaft des Wasserbüffels für eine sichere gesunde Ernährung der Verbraucher besteht darin, dass nach dem gegenwärtigen Stand der Informationen bei einer Population von etwa 180 Mio. Wasserbüffeln weltweit kein Fall von BSE aufgetreten ist.

Auf Grund seiner biologischen Eigenschaften und Vorzüge kann die zielgerichtete Nutzung des Wasserbüffels als Marktnischenproduzent auf effiziente Weise mit seinem Einsatz als Landschaftspfleger für die extensive Beweidung von Feucht- und Moorgrünland, Brachland sowie von Natur- und geschützten Landschaften, kombiniert werden.


Charakter, Verhalten und Ansprüche des Wasserbüffels

Die Erfahrungen der Deutschen Büffelhalter besagen, dass der Wasserbüffel einen freundlichen, gutmütigen und friedfertigen - aber auch sensiblen Charakter besitzt.

Zu seinem Betreuer, der ihn gut versorgt und ruhig mit ihm umgeht, verbindet ihn eine starke Zuneigung. Das sensible Verhalten des Büffels kommt in seiner prüfenden und abwartenden Haltung gegenüber allem Ungewohnten und seine Reizbarkeit bei rauer Behandlung zum Ausdruck. Besonders ausgeprägt ist die Sensibilität der Büffelkuh beim Melkprozess. Ungewohnte Veränderungen beim Melken beeinflussen negativ die Milchhergabe. Die Haltung der Wasserbüffel erfordert insgesamt einen ruhigen und geduldigen Umgang mit den Tieren.

Internationale Erfahrungen besagen, dass Wasserbüffel gemeinsam mit anderen Tierarten wie Rinder, Pferden, Kamelen, Schafen und Ziegen problemlos geweidet werden können. In Deutschland gibt es gute Erfahrungen bei der gemeinsamen Beweidung mit Wasserbüffeln, Rindern und Pferden. Dabei sind für die Büffel keine höheren oder stärkeren Einzäunungen als für Rinder erforderlich. Elektrozäune werden von ihnen voll respektiert.

Der Wasserbüffel hat einen ausgeprägten Herdentrieb. Meist sind die Leittiere ältere Kühe, die die Herde zusammenhalten, was besonders bei der Beweidung großer Flächen für das schnelle Auffinden der Herde oder bei ihrem Treiben vorteilhaft ist. Andererseits ist aber die Selektion einzelner Tiere aus der Herde problematischer als bei Rindern. Rangkämpfe, die in der Büffelherde selten auftreten, verlaufen harmlos.

Auf Grund seiner dickeren Haut und einer wesentlich geringeren Anzahl der Schweißdrüsen hat der Wasserbüffel im Vergleich zum Rind an heißen Tagen einen größeren Bedarf an Abkühlung. Die in tropischen und subtropischen, aber auch die in Süd- und Südosteuropa beheimaten Büffelrassen baden gern in Flüssen, Seen oder Teichen, sie suhlen aber ebenso gern in Sumpf- und Schlammlöchern. Die angetrockneten Schlammkrusten geben ihnen einen Schutz der Haut gegen Ungeziefer.

Auch die in Deutschland angesiedelten Wasserbüffel suchen an warmen und heißen Tagen jede Möglichkeit zum Suhlen oder Baden. Auf Feucht-, Sumpf- und Moorgrünland graben sie sich an den tiefsten Stellen selbst eine Suhle, die sie bei Bedarf zur Abkühlung nutzen. Die Erfahrungen deutscher Büffelhalter besagen aber, dass der Wasserbüffel unter unseren Klima-und Witterungsbedingungen durchaus auch ohne Baden und Suhlen auskommt, wenn er an heißen Tagen zumindest durch natürliche Schattenspender gegen direkte Sonneneinstrahlung geschützt ist. Seine kontinuierliche Versorgung mit frischem Tränkwasser ist unbedingt zu gewährleisten. Der tägliche durchschnittliche Bedarf pro Tier beträgt 36 l im Sommer und 20 l im Winter (Zankova, 1999).

Auf ungeschützten ganzjährigen Weiden sind Unterstände oder Schutzhütten gegen eisige Ostwinde und kalte Dauerregen erforderlich. In einigen Fällen nehmen die Büffelhalter bei extremen Wintertagen ihre Tiere vorübergehend in Stallanlagen zurück. Von vielen Büffelhaltern ist bekannt, dass die Büffelkühe auch bei Schnee auf der Weide ihre Kälber gesund zur Welt bringen und aufziehen.

Bei ganzjähriger extensiver Weidehaltung ist es auch bei den genügsamen und anspruchlosen Büffeln erforderlich, in Abhängigkeit vom Futterwuchs, vor allem in den Wintermonaten, Stroh und Heu an geschützten Plätzen zuzufüttern. Hochtragenden und milchproduzierenden Kühen sowie im Wachstum befindlichen Jungtieren sind bei kärglicher Weide Kraftfuttergaben aus gequetschtem Getreide, Schroten oder Kleie zu verabreichen. Sehr gern werden von den Büffeln Maissilagen aufgenommen. Allerdings gibt es in Deutschland auch Büffelhalter, bei denen in der Fütterung überhaupt kein Kraftfutter eingesetzt wird.


Der Wasserbüffel als landwirtschaftliches Nutztier und Landschaftspfleger

Auf Grund seiner biologischen Vorzüge ist der Wasserbüffel das vielseitigste landwirtschaftliche Nutztier und für die Landschaftspflege zur extensiven Beweidung von Feuchtgrünland und Naturlandschaften in Ökosystemen besonders prädestiniert.

Der Zusammenhang zwischen Markt und Landschaftspflege besteht bei der Wasserbüffelhaltung in Deutschland darin, dass durch die Erzeugung von hochwertigen Büffelspezialitäten zur Bedienung von Marktnischen den Landwirten neue Einkommensquellen erschlossen werden und dazu bisher ungenutzte Produktionsnischen effektiv genutzt werden.

Gleichzeitig wird dadurch ein Beitrag zur Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft sowie zum Umwelt- und Naturschutz geleistet. Folgende Beispiele zeigen diese Entwicklung:

So hat der Landwirtschaftsbetrieb Kieselhorst in Groß Ippener/Niedersachsen bereits 1983 seine unrentable Rinderproduktion auf Feucht- und Moorgrünland abgeschafft und betreibt seit dem erfolgreich eine extensive Wasserbüffelproduktion zur Erzeugung von Büffelfleisch und Wurstspezialitäten aus eigener Verarbeitung.

Auf dem Landgut Chursdorf/Sachsen wird seit 1999 die Wasserbüffelproduktion als Ergänzung zur intensiven Rindermilchproduktion betrieben. Durch die kontinuierliche Leistungssteigerung konnte die Milchquote mit immer weniger Kühen realisiert werden, so dass teure Kuhplätze für Rinder unbelegt blieben und sich die Frage nach Einkommensalteralternativen stellte (wie bei vielen anderen Betrieben auch). Durch die Haltung von Wasserbüffeln, die der Milchquotenregelung nicht unterliegen, wird nicht nur die rationelle Ausnutzung aller Kuhplätze, sondern auch die extensive Nutzung der Feucht- und minderwertigen Grünlandflächen für die Marktnischenbedienung mit Spezialitäten aus der eigenen Verarbeitung und Vermarktung von Büffelmilch und Büffelfleisch erreicht. Diese Kombination von Rinder- und Wasserbüffelproduktion erfolgt in einigen Betrieben auch überregional, um Feucht- und Naturweiden, die für Rinder nicht geeignet sind, für die Marktnischenproduktion mit gleichzeitig landschaftspflegerischer Wirkung zu nutzen.

Die Büffelfarm Hatten mit Rita und Peter Biel aus Sandkrug betrieb einige Jahre lang eine Kooperation mit einem Landwirtschaftsbetrieb in Kirchhatten. Die Büffelfarm Hatten besorgte den Ankauf und Verkauf von Tieren und organisierte durch Zusammenarbeit mit der örtlichen Dorffleischerei die Herstellung und Vermarktung von Büffelspezialitäten, seit 2008 auch in Bio-Qualität. Gastronomische Betriebe in der Region sind begeisterte Abnehmer dieser Produkte.

Der Bestand an Wasserbüffeln in Deutschland hat sich durch diese Projekte und die damit verbundene aktive Presse- und Medienarbeit in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt. In der neuesten Statistik der Rinderdatenbank-HIT (Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere) werden für Juli 2012 in den Bundesländern 2829 Wasserbüffel angegeben.

Das Gründungsmitglied und jahrelange Mitglied des Präsidiums des Deutschen Büffel-Verbandes (DBV), Peter Biel, ist seit 1999 Initiator der Zusammenarbeit mit Umwelt- und Naturschutzorganisationen bzw. -behörden für den Einsatz der Wasserbüffel in der Landschaftspflege. Ansatz dafür ist das Konzept für die Einbindung des Wasserbüffels in das Öko-System in Deutschland (Zeigert/Biel, 2001). Erste Erfolge konnten schnell in der Region erreicht werden. So wurde zwischen der Büffelfarm Hatten und Vertretern des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Kreisgruppe Oldenburg, vereinbart, schrittweise mit der Ansiedlung von Wasserbüffeln im Bezirk Weser-Ems zum Zweck der Pflege und Nutzung von Feuchtgrünland und Brachland zu beginnen. Die gemeinsame Auffassung besteht darin, dass die Wasserbüffelhaltung Teil einer landschaftsschonenden Flächenbewirtschaftung in den Niederungen Nordwestdeutschlands werden kann.

Seit Herbst 2002 wurden nach Vereinbarung mit dem Umweltamt Oldenburg im Rahmen des Projektes Haaren-Niederung in Oldenburg die ersten Wasserbüffel zur Beweidung eingesetzt. Die Büffelhalter-Gemeinschaft Oldenburg beim BUND - Kreisgruppe Oldenburg, mit Dr. Hartmut Ludewig an der Spitze machte es sich zum Ziel, weitere Landwirte zur Teilnahme am Projekt zu gewinnen.

Die Büffelfarm Hatten organisierte im Herbst 2002 auf der Farm ein Treffen mit Vertretern der Bezirksregierung Hannover und des Umweltamtes des Landkreises Schaumburg, bei dem die aktive Unterstützung der Farm zur Realisierung einer geplanten Wasserbüffelbeweidung in den Bückeburger Aue-Niederungen sowie am Steinhuder Meer ab Frühjahr 2003 vereinbart wurde.

Bei dem Bückeburger Projekt handelt es sich um ein etwa 500 ha großes Grünlandgebiet im Überschwemmungsgebiet eines kleineren Flusses, der Bückeburger Aue. In den vergangenen Jahren sind hier mehrere Flächengewässer ausgehoben worden, um Lebensraum für Wasserinsekten, Amphibien und Vögel zu schaffen. Da diese Tümpel innerhalb weniger Jahre stark zuwuchsen, wurde die Wasserbüffelbeweidung gezielt eingesetzt, um die Gewässer offen zu halten (Onnen, 2002).

Ein weiteres Projekt zeigte ebenfalls schnell erste Erfolge. Hier handelt es sich um eine Beweidung mit zwei Herden an zwei 25 Hektar großen Standorten im Naturschutzgebiet "Fehntjer Tief" bei Aurich. Nach fast einjähriger ganzjähriger Beweidung ist seitens des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Nachfolge der Bezirksregierung Weser-Ems, die diesen Versuch gemeinsam mit dem Landkreis Aurich begleitete, eine sehr positive Beurteilung auch im Hinblick auf die Entwicklung von Flora und Fauna in diesen Flächen erfolgt.

Eine weitere positive Beurteilung der Beweidung am Steinhuder Meer erfolgte im Jahre 2006 durch Karl-Heinz Garberding von der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM) und Jörg Schneider vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) als Projektleiter des Landes, die sich über das bisherige Versuchsergebnis übereinstimmend und ohne jegliche Einschränkung sehr zufrieden zeigten.

Weite Beweidungsprojekte wurden erfolgreich in Verbindung mit dem Tiefwasser-Hafenausbau in Bremerhafen als Kompensationsmaßnahme auf der Luneplate, einem Brut- und Rastvogellebensraum im Vogelschutzgebietes Unterweser südlich von Bremerhaven in Zusammenarbeit mit der Hafengesellschaft bremenports und ebenso zur Offenhaltung der Nasswiesen eines ehemaligen Niedermoorgebietes der Woeste bei Bad Sassendorf in Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Hier existiert ein bedeutender Lebensraum u.a. für eine der größten Laubfroschpopulationen in Nordrhein-Westfalen, aber auch für zahlreiche geschützte Vogelarten wie Knäkente, Löffelente oder Rohrweihe, die in diesem Gebiet ihre Brutflächen fanden.
"Im Zuge der Attraktivierung und Profilierung des ländlichen Heilbades Bad Sassendorf, insbesondere als Nahziel für den nach Erholung und Gesundung suchenden Menschen aus dem Ballungsraum, ist die Wahrnehmung der Natur belassenen Landschaftsbestandteile der Soester Börde von besonderer Bedeutung", betonte Kurdirektor Rolf von Bloh, der 2006 die Zusammenarbeit mit der Hatter Büffelfarm gesucht hatte und zunächst eine vierköpfige Wasserbüffel-Familie zur Beweidung einsetzte. Von der Saline Bad Sassendorf werden insbesondere Projekte verfolgt, die zur Identifikation und Charakterisierung des Ortes sowie der Region in besonderem Maße beitragen. Der Wasserbüffel, so von Bloh, weist wie kein anderes Tier auf die hydrogeologischen Besonderheiten und die frühgeschichtlichen Zusammenhänge menschlicher Besiedlung hin.

In zahlreichen Projekten und Weideflächen, die sich am Rande von Wohnbausiedlungen befanden, zeigte sich der freundliche und ruhige Charakter der Tiere, die sich als aufmerksam und neugierig erwiesen und schnell als Attraktion von den Anwohnern angenommen wurden. Weder Geruchs- noch Geräuschbelästigungen wurden von den Anwohnern festgestellt.

Seit November 2007 wurde durch die Gemeinde Apen in Kooperation mit der Büffelfarm Hatten, Helmut Folkerts als Agenda-Beauftragtem dieser Gemeinde und einem Bio-Landwirt Ausgleichsflächen durch Wasserbüffel (ebenfalls im unmittelbaren Anschluß an eine Wohnbebauung) beweidet. Die Fläche soll damit aufgewertet werden und den Ankauf weiterer Ausgleichsflächen für neue Baugebiete vermeiden oder reduzieren lassen.

Am 19. April 2008 lud die Büffelfarm Hatten zum 1. Wasserbüffel-Workshop nach Oldenburg ein. Auf dieser Tagung wurde der Gedanke geboren, einen Förderverband zu gründen und auch umgehend umgesetzt.

In Gegenwart des seinerzeitigen niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff gründete Peter Biel am 10. Juli 2008 mit Wissenschaftlern der Universität Cottbus und weiteren Experten aus dem Natur- und Landschaftsschutz den "Internationalen Förderverband zum Einsatz des Wasserbüffels als Landschaftspfleger in Europa" (IFWL), dessen erstes Ehrenmitglied am Gründungstag in Anerkennung seiner Leistungen Prof. Dr. Hilmar Zeigert wurde. Mit seinem Tod am 30. November 2009 verloren die internationalen Büffelzüchter einen Freund und ausgewiesenen Experten, der sich um die Wasserbüffelzucht in Deutschland besonders verdient gemacht hat.

Zum Präsidenten des Verbandes wurde Peter Biel gewählt, zu Vizepräsidenten der Diplomökologe Dr. René Krawczynski und der Landschaftsökologe Dr. Hans-Georg Wagner. Für die Schriftführung ist Dipl. Ing. Doreen Enge verantwortlich, Schatzmeisterin ist Hella Hering-Ebbinghaus. Ergänzt wurde das Gremium 2012 durch Friedrich Hüper als Projektleiter, Isabelle Suin de Boutemard (Veterinärin) und Dr. Peter Reike (Entomologe).

Der Verband hat den Zweck, den Wasserbüffel (Bubalus bubalis) als vielseitigsten großen Pflanzenfresser (Megaherbivor) für den Einsatz als Landschaftspfleger und im Naturschutz unter Anwendung extensiver Beweidungsverfahren, auf vorrangig feuchten und moorigen Grünlandstandorten, auf Brachland, in Feuchtbiotopen, Landschaftsschutzgebieten und auf anderen Naturschutzflächen in Deutschland und anderen europäischen Ländern zu popularisieren und zu verbreiten. Der Verband initiiert, fördert und verwirklicht in Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Naturschützern sowie deren Organisationen die Aufstellung, Definition und Realisierung wissenschaftlich begründeter Projekte zur Förderung einer interdiziplinären Landschafts- und Naturpflege mit Wasserbüffeln.

Eingeschlossen in den Zweck und die Tätigkeit des Förderverbandes ist die Organisation und Koordination der Zusammenarbeit von Umwelt-, Landschafts- und Naturschutz-Organisationen in Deutschland und anderen Ländern, die an den Einsatz von Wasserbüffeln als Landschaftspfleger interessiert sind. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Forschung sowie praktische Erfahrungen aus den Projekten werden über eine länderübergreifende gegenseitige Information verbreitet.

Ebenfalls im Juli 2008 wurden erstmals fünf Wasserbüffel der Hatter Büffelfarm in der Cottbusser Spreeaue zur Landschaftspflege einer Agrargenossenschaft eingesetzt.

Seit 2009 kooperiert die Büffelfarm Hatten mit der Stiftung Unteres Odertal und lieferte und vermittelte Wasserbüffel in den dortigen Auen-Nationalpark ebenso wie in zahlreiche andere Projekte in Deutschland.

Im April 2010 startete die Büffelfarm Hatten in Kooperation mit dem IFWL-Förderverband ein Beweidungsprojekt auf einer Waldweide der Nds. Landesforsten in Huntlosen/Gemeinde Großenkneten. Bei einer Begehung der Weide durch die Experten der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) – Naturerbe GmbH wurde der auf der Roten Liste stehende Behaarte Kurzflügelkäfer (Emus hirtus) entdeckt. Eine daraufhin durchgeführte Dunguntersuchung ergab die ungewöhnlich hohe Anzahl von über 12 Arten von Dungkäfern in einer außergewöhnlich hohen Anzahl – sicherlich besonders anziehend für den Emus hirtus. Die Population dieses Käfers ist in den Folgejahren an dieser Stelle nahezu explodiert.

Die ganzjährige Weidehaltung war bei allen Projekten mittels Elektrozaun einfach und völlig unproblematisch durchzuführen. Es wird empfohlen, den Tieren insbesondere bei ganzjähriger Weidehaltung einen nach drei Seiten geschlossenen Unterstand zur Verfügung zu stellen.

Mit diesen Projektversuchen für den Einsatz des Wasserbüffels als Biotoppfleger wurde in Niedersachsen und in anderen Bundesländern der erfolgreiche Einsatz des Wasserbüffels unter Beweis gestellt. Es ist festzustellen, dass die Einbindung des Wasserbüffels in die Landschaftspflege neue Möglichkeiten für den Arten- und Biotopschutz geschaffen hat, deren Effizienz eine öffentliche Förderung rechtfertigen wird.

Die Büffelfarm Hatten kooperiert inzwischen auch auf internationaler Ebene. So unterstützte sie die erstmalige Ansiedlung von Wasserbüffeln in einem Betrieb in Schweden wie auch in Tschechien und erwarb 27 Tiere aus Rumänien und 11 Wasserbüffel aus einem Beweidungsprojekt in Kärnten/Österreich. Naturschützer aus Luxemburg, Holland und Frankreich besuchten die Hatter Büffelfarm, um sich über den Einsatz der Wasserbüffel im Natur- und Landschaftsschutz zu informieren.

Nach Tagungen des Förderverbandes zum Thema "Wasserbüffel als Landschaftspfleger" 2008 in Oldenburg (Niedersachsen), im September 2009 in der Uni Cottbus (Brandenburg), im September 2011 auf Schloss Zinzow (Mecklenburg-Vorpommern) hat das Präsidium vom 28. bis 30. September zur 4. Wasserbüffel-Tagung nach Rothenbuch (Spessart/Bayern) eingeladen. Über 50 führende Ökologen, Naturschützer, Landschaftspfleger, Büffelhalter und Tiermediziner sowie Vertreter von Behörden, Verbänden und Organisationen trafen sich hier, um Erfahrungen, Probleme und neue Forschungsergebnisse zum Einsatz der Wasserbüffel zu diskutieren. Dipl.-Geogr. Christian Salomon vom Büro für Naturschutz und Landschaftsökologie stellte das Projekt des Naturparks Spessart mit Wasserbüffeln im Hafenlohrtal vor. Hier ist schon nach wenigen Monaten erkennbar geworden, dass es neben dem Erhalt der Talaue auch andere ökologisch wertvolle Nebeneffekte gibt. Seit 2010 werden vom Naturpark unter anderem Vögel, Amphibien und Pflanzen gezählt und beobachtet. Dank der Trittkuhlen der Wasserbüffel entstehen zahlreiche Kleingewässer. Dort legen Libellen und Amphibien ihre Eier ab. "Auch der Südliche Blaupfeil - eine seltene Libellenart - scheint sich mittlerweile auf der Fläche erfolgreich fortzupflanzen", berichtete Salomon auf einer Exkursion. Weitere Arten der Roten Listen wie Sumpffarn, Grasfrosch und Molche werden häufiger festgestellt. "Das ist bislang nur eine Zwischenbilanz, stimmt uns aber sehr optimistisch", urteilte der Experte für Botanik und Landschaftsökologie.

Die Ergebnisse der beiden ersten Veranstaltungen sind im Tagungsband "Wasserbüffel in der Landschaftspflege" (Lexxionverlag) publiziert worden.

Ein bedeutsames Landschaftspflegeprojekt ist die "Ihmeaue-Renaturierung" bei Ronnenberg (Hannover). Hier handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Unteren Naturschutz-behörde Region Hannover, des Unterhaltungsverbandes 52 "Mittlere Leine", dem NABU Ronnenberg und der Büffelfarm Kothensen, bei dem der IFWL und die Büffelfarm Hatten sich unterstützend eingebracht haben.

Erfolgreich verlief 2012 die Teilnahme am Niedersächsischen Gewässerwettbewerb "Bach im Fluß". Zwar ging der erste Preis in der Kategorie Hauptamt nicht an das "Ihme-Projekt", es wurde aber als eines von vier Projekten ausgezeichnet. Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz würdigte "ein umfangreiches, kreatives und innovatives Gemeinschaftsprojekt zwischen Wasserwirtschaft, Naturschutz und Landwirtschaft, eingebettet in ein Gesamtkonzept der Ihme-Entwicklung. Neben einer Vielzahl eigendynamischer Entwicklungsmaßnahmen und der Herstellung der Durchgängigkeit an der Vörier Mühle gehören ein kreatives Auenkonzept unter Einbeziehung der Wasserbüffel, die Berücksichtigung des Hochwasserschutzes, vielfältige Wege der Finanzierung und zahlreiche Kooperationen zu den eng miteinander verzahnten Bausteinen, die dieses Großprojekt auszeichnen", hieß es in der Laudatio.

Ende Oktober fand der letzte von insgesamt sieben Drehterminen mit einem Kamerateam des Norddeutschen Rundfunks über den Sommer 2012 hinweg auf den Weiden der Hatter Büffelfarm beim Forstamt und beim Gut Sannum in Huntlosen sowie im "Ihme-Renaturierungsprojekt" statt. Der halbstündige Film aus der Serie "NaturNah" wurde am 20. November auf N3 ausgestrahlt und beleuchtet eindrucksvoll den Umgang mit den Wasserbüffeln und ihre Einsatzmöglichkeiten: NDR-Bericht
(bitte anklicken).

Aktualisierung im Dezember 2012