Sommerweide mit Wasserbüffeln im Naturdenkmal Rackelsberg

Seit dem 18. Juni 2013 weiden während des Sommers zunächst zwei Büffelkühe mit ihren Kälbern in dem etwa drei ha großen flächenhaften Naturdenkmal Rackelsberg in Sandhatten/Landkreis Oldenburg. (Abb. 1)

Vom 24. August bis zum Ende der Beweidung am 25. September kamen vier weitere Wasserbüffel hinzu. (Abb. 2)

Das ehemals sehr wertvolle Schutzgebiet, dessen höher gelegene Bereiche früher durch Heidekraut dominiert wurden und dessen Niedermooranteile von dem sehr seltenen Lungen-Enzian geprägt waren, war vor Beginn der Beweidung längere Zeit ohne Nutzung. Alle Bereiche leiden unter einer Überdüngung, die sowohl diffus durch die Luft als Güllefahnen auf die trockenen Sandkuppen als auch mit dem Grundwasser ins Niedermoor strömt. Der Niedermoortorf setzte aufgrund von früheren Entwässerungsmaßnahmen zusätzlich Stickstoff frei. Dies hatte zur Folge, dass konkurrenzschwache Arten wie der genannte Lungen-Enzian, aber auch Orchideen oder Sumpf-Veilchen von dominanzstarken Arten wie Schilf, Flatterbinsen, Adler- und Wurmfarn verdrängt wurden. Auf den ehemaligen Heidebereichen bildete sich ohne Beweidung und verstärkt durch Stickstoff aus der Luft eine dichte Streuschicht. Diese hindert Arten wie Heidekraut, die auf sogenannten Rohboden angewiesen sind, am Keimen, wodurch wertvolle und seltene Arten verdrängt wurden. Die letzten Büsche der Besenheide waren überaltert, so dass mit einem völligen Verschwinden der Heide zu rechnen war.

Bereits im zweiten Jahr der Sommerbeweidung mit Wasserbüffeln ab dem 18. Juni 2014 haben sich einige Aspekte deutlich verbessert. Sowohl Schilf als auch Adler- und Wurmfarn sind erheblich zurückgedrängt worden. Schilf und Wurmfarn
(Abb. rechts) werden massiv verbissen, während der Adlerfarn unter dem Tritt der Büffel zu leiden scheint.

Die durch die Nutzungsaufgabe aufgelaufenen Weiden, Erlen und Birken werden ebenfalls beweidet. Dadurch wird im Niedermoor Raum geschaffen für konkurrenzschwache, Licht liebende Arten. Durch den Tritt der Tiere wird die Streuschicht in den nassen Boden eingearbeitet, was zu neuem Torfwachstum führen kann.

In den Sandbereichen wie auch im Niedermoor sorgt der Tritt der Büffel für offene Bodenstellen, in denen Pionierarten keimen können. Es besteht zudem die Hoffnung, dass dadurch zumindest im Torfboden noch erhaltene Samen seltener Arten, die sogenannte Samenbank, aktiviert werden. Im Landkreis Diepholz konnten sich durch Abtrag der eutrophierten oberen Torfschicht einige lokal verschwundene Arten wie Rundblättriger Sonnentau
(Drosera rotundifolia) und Gelb-Segge (Carex flava agg.) aus der Samenbank erneut etablieren. Durch Tritt und Wälzen im Schlamm besteht auch am Rackelsberg diese Möglichkeit und sollte aufmerksam beobachtet werden.

Heidekraut wird verbissen und zu neuem Wachstum angeregt. Die dichte Streuschicht in den Sandbereichen konnte aber insgesamt bisher nur wenig geöffnet werden.

Die Wasserbüffel haben eine dauerhaft wasserführende und eine weitere, trockenfallende Suhle geschaffen. Amphibien werden durch die Suhlen neue Laichgewässer geboten. Der Dung der Büffel ist reich mit Insekten besiedelt, so dass Vögeln mehr Nahrung geboten wird. Es ist zu erwarten, dass sich auch die Heuschreckenpopulation infolge der Beweidung vervielfachen wird. Sofern es geeignete Spenderpopulationen seltener Arten in der Umgebung wie beispielsweise der Hunteniederung mit seinen jetzt fertiggestellten Schleifen gibt, ist mit einem Einwandern flugfähiger Arten wie der Sumpfschrecke zu rechnen.

Der seltene Behaarte Kurzflügelkäfer Emus hirtus, der bisher in dieser Region seit einigen Jahren nur auf der Büffelweide am Forsthaus in Huntlosen anzutreffen war, wurde bereits im Juli 2013 mehrfach am Rackelsberg gesehen (Abb. unten rechts).

Ohne Dominanz durch Schilf und die beiden Farnarten kommen zunehmend Kräuter zur Blüte, die verschiedene Falter anlocken.

Ein erfrischendes Schlammbad kurz vor der Geburt.

Mit „Olympia“ vergrößerte Büffelkuh „Olga“ am 26. August die Herde auf dem Rackelsberg.

Auch Büffelfärse „Rana“ (rechts) bekam am 25. September 2014 noch ihr Kalb „Rena“
(links). Der diesjährige Einsatz der Wasserbüffel erfolgte vom 28. Juni bis zum 18. Oktober.

Dauerhaft Wasser führende Suhle mit einem Wall aus Schlamm (oben links), Teichfrosch (Rana esculenta) in der Suhle (oben rechts), Grasfrosch (Rana temporaria).

Abb. 1: Zwei Büffelkühe mit ihren Kälbern zu Beginn der Beweidung (oben)
Abb. 2: höhere Beweidungsdichte im Spätsommer 2013

Von links nach rechts: Tagpfauenauge (Nymphalis io), Landkärtchen (Araschnia levana), Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas), Waldbrettspiel (Pararge aegeria), Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni), Gammaeule (Autographa gamma), Kleiner Fuchs (Nymphalis urticae), Gemeines Grünwidderchen (Adscita statices), Brauner Waldvogel (Aphantopus hyperantus), Behaarter Kurzflügelkäfer (Emus hirtus) (anhand der Fotos bestimmt)

Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea), Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens), Grünes Heupferd (Tettigonia viridissima), Gemeine Strauchschrecke (Pholidoptera griseoaptera).

Bislang konnten mangels Finanzierung keine gezielten Erfassungen der Insektenfauna vorgenommen werden, sodass bisherige Beobachtungen die Entwicklung nur unvollständig wiedergeben können. Weder Blaugrüne Mosaikjungfer noch die Gebänderte Prachtlibelle reproduzieren in der Weidefläche. Es ist aber zu erwarten, dass andere Arten wie Blaupfeile (Gattung Orthetrum) und Heidelibellen (Gattung Sympetrum) die Suhlen als Larvenhabitate annehmen werden. Bei den Heuschrecken ist zu erwarten, dass typische Zeiger von Brachestadien wie Grünes Heupferd und Gemeine Strauchschrecke rückläufig sein werden (Abb. unten).